Resilienz bezeichnet die Fähigkeit von Menschen, Systemen oder Organisationen, sich nach Belastungen, Krisen oder schwierigen Situationen wieder zu erholen und gestärkt daraus hervorzugehen. Es ist die Widerstandskraft, mit der man Herausforderungen bewältigt und sich an veränderte Lebensumstände anpasst, ohne dabei langfristig Schaden zu nehmen.
Wichtige Aspekte der Resilienz sind dabei:
- Emotionale Stabilität: Die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren und auch in belastenden Situationen ruhig zu bleiben.
- Anpassungsfähigkeit: Flexibles Denken und Handeln, um auf neue Umstände angemessen zu reagieren.
- Lösungsorientierung: Der Fokus auf mögliche Lösungen statt auf die Probleme.
- Selbstwirksamkeit: Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Herausforderungen bewältigen zu können.
- Soziale Netzwerke: Unterstützung und Rückhalt durch Beziehungen, die Kraft und Perspektive geben.
Resilienz ist also nicht nur eine Eigenschaft, sondern ein Zusammenspiel von mentalen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, die trainiert und gefördert werden können.
Resilienz als Verkaufsmasche
In den letzten Jahren hat sich der Begriff Resilienz jedoch zu einem Modewort entwickelt. Es wird heute von Mentalcoaches, Psychologen und in zahllosen Workshops als zentrales Konzept verkauft. Dabei wird oft suggeriert, dass nur diese Experten in der Lage sind, Resilienz zu lehren oder zu fördern. Aus meiner Sicht ist das schlichtweg falsch.
Ich selbst habe Resilienz über Jahre hinweg in echten Einsätzen, intensiven Ausbildungen und durch fortlaufendes Training erlebt und trainiert. Es ging nie darum, ein schickes Schlagwort zu benutzen, sondern darum, Belastbarkeit in der Praxis zu erproben und zu stärken. Genau das fehlt vielen der selbsternannten Resilienz-Experten. Sie operieren häufig nur aus der Theorie heraus, gestützt von PowerPoint-Präsentationen oder oberflächlichen Outdoor-Aktivitäten. Doch Resilienz entsteht nicht im geschützten Raum, sondern durch das Erleben und Überwinden von realen Herausforderungen.
Wer wirklich Resilienz prägt
Die besten Resilienztrainings habe ich bei Menschen erlebt, die diese Fähigkeit wirklich leben: Soldaten, Einsatzkräfte und Menschen, die durch harte Lebenssituationen geformt wurden. Diese Menschen zeigen, was Resilienz wirklich bedeutet, weil sie:
- Emotionale Tiefs durchlebt und gemeistert haben.
- Lösungsorientiert arbeiten, ohne sich vom eigenen Ego leiten zu lassen.
- Disziplin und Selbstwirksamkeit durch konsequentes Training aufgebaut haben.
- Immer wieder aufstehen, auch wenn sie erschöpft sind.
Solche Persönlichkeiten leben Resilienz durch ihre Bereitschaft, sich anzupassen, Verantwortung zu übernehmen und andere zu stärken. Sie zeigen, dass Resilienz nicht nur ein Konzept ist, sondern eine Lebensweise.
Resilienz als Modeerscheinung
Früher kannte man das Wort Resilienz gar nicht, und doch wurde es im Training und Alltag ganz selbstverständlich gelebt. In den traditionellen Karate-Schulen Japans etwa wurden Belastbarkeit und mentale Stärke gefördert, ohne dass man dafür ein besonderes Wort brauchte. Heute wird Resilienz jedoch als hochpreisiger Verkaufsschlager vermarktet, oft ohne den praktischen Hintergrund, den es dafür braucht.
Was mich besonders stört, ist die Überhöhung des Begriffs. Resilienz wird häufig als etwas Mystisches dargestellt, das nur durch bestimmte Methoden oder Personen vermittelt werden kann. Dabei ist es nichts anderes als das Training der Belastbarkeit, das schon immer ein grundlegender Bestandteil guter Ausbildungen war.
Resilienz: Wichtig, aber nicht alles
Natürlich ist Resilienz ein wertvoller Ansatz, keine Frage. Doch sie ist nur ein Teil eines ganzheitlichen Konzepts. Belastbarkeit wurde schon immer trainiert – ob bewusst oder unbewusst. Resilienz sollte nicht überbewertet werden, sondern in den richtigen Kontext gesetzt werden: als eine Fähigkeit, die man durch Training und Erfahrung entwickelt, nicht durch schicke Präsentationen.
Mein Fazit
Resilienz bedeutet, sich Herausforderungen zu stellen, aus ihnen zu lernen und daran zu wachsen. Es ist eine Fähigkeit, die jeder entwickeln kann – nicht durch Literatur oder Theorien, sondern durch praktische Erfahrungen. Wer Resilienz wirklich lernen will, sollte auf Menschen hören, die sie leben, und sich nicht von schönen Worten und teuren Konzepten blenden lassen.
Resilienz ist kein Geheimnis, kein geschütztes Wissen und kein Produkt, das man einfach kaufen kann. Sie entsteht durch Disziplin, Training und den Willen, immer wieder aufzustehen. Das ist die wahre Stärke hinter Resilienz – und genau diese Botschaft sollten wir weitertragen.
Marc Baumann, Gründer Plan B Training