Marc im Gespräch mit CI Sergeant der Französischen Fremdenlegion
Ort: Schiess-Trainer-Ausbildung 2024, Schweiz
Datum: Frühjahr 2024
Der Dschungel verzeiht keine Fehler. Wer glaubt, dass er mit Fitness und guter Ausrüstung allein bestehen kann, wird schnell eines Besseren belehrt. Hitze, Feuchtigkeit, Krankheit und Isolation sind die wahren Feinde. Nur wer sich mental und physisch anpasst, hat eine Chance.
Während einer Schiess-Trainer-Ausbildung in der Schweiz traf Marc, Gründer von Plan B Training, auf CI Sergeant, einen erfahrenen Jungle Warfare Instructor der Französischen Fremdenlegion. Über fünf Jahre im Dschungel, zahlreiche Einsätze in tropischen Kampfgebieten – wenn jemand weiss, wie man unter extremen Bedingungen überlebt, dann er.
Marc: CI, du hast mehrere Jahre im Dschungel gedient. Viele stellen sich den Dschungel wie ein grosses Abenteuer vor – wie würdest du ihn beschreiben
CI Sergeant: Vergiss die Filme. Der Dschungel ist ein Feind, kein romantischer Überlebenskurs. Er testet dich physisch und mental, bis du aufgibst – oder dich anpasst.
- Feuchtigkeit Alles ist immer nass, du kannst nichts trocken halten.
- Kälte Nachts frierst du, tagsüber schwitzt du.
- Schmerzen Moskitos fressen dich auf, und jeder Kratzer kann sich infizieren.
Der Dschungel ist keine Spielwiese – er ist ein permanenter Überlebenskampf. Wer glaubt, dass körperliche Fitness allein reicht, wird schneller scheitern, als er denkt.
Marc: Was sind die groessten Herausforderungen für Soldaten oder Operatoren im Dschungel
CI Sergeant: Drei Dinge brechen dich Klima, Orientierung, mentale Belastung.
- Das Klima Es laugt dich aus. Jeder Tag fühlt sich an wie ein 24-Stunden-Hindernislauf. Deine Haut schimmelt unter der Kleidung, Stiefel sind immer voller Wasser, und die Luftfeuchtigkeit raubt dir Energie.
- Die Orientierung Alles sieht gleich aus. Eine falsche Abzweigung – und du bist verloren. GPS hilft nicht immer, weil das Blaetterdach den Empfang blockiert. Wer keine klassischen Navigationsfähigkeiten hat, wird im Kreis laufen.
- Der Kopf Die Isolation setzt dir zu. Alles ist laut – Affen schreien, Insekten summen, der Regen prasselt. Doch die schlimmste Stille ist die, wenn du allein bist. Viele unterschätzen, wie sehr Isolation den Verstand angreifen kann.
Marc: Wie bereitet ihr Soldaten auf den Dschungel vor
CI Sergeant: Wir geben ihnen einen harten Realitätsschock. Theorie bringt dir im Dschungel gar nichts – du musst ihn fühlen, riechen und schmecken.
- Erster Schritt Schlafen im Dschungel, ohne Zelt oder Isomatte. Wer die erste Nacht nicht schläft, weil Ameisen ihn fressen, lernt es auf die harte Tour.
- Zweiter Schritt Navigation ohne GPS. Viele verlassen sich auf Technik – doch wer kein Kompasslesen oder Orientierung mit natürlichen Markern beherrscht, ist tot, wenn die Batterie leer ist.
- Dritter Schritt Tarnung und Bewegung. Es geht nicht darum, sich im Gebüsch zu verstecken – es geht darum, mit der Umgebung zu verschmelzen. Der Dschungel ist dein Gegner – aber auch dein Verbündeter, wenn du ihn richtig nutzt.
Marc: Kommen wir zur Ausrüstung. Was ist unverzichtbar für einen Dschungel-Einsatz
CI Sergeant: Minimalismus ist der Schlüssel. Alles, was du trägst, wird irgendwann nass, schwer und unangenehm. Jeder überflüssige Gegenstand ist eine Last.
- Bekleidung Langärmlig, leicht, schnelltrocknend. Baumwolle ist dein Feind.
- Schuhe Stiefel mit Wasserablauf – keine Gore-Tex-Stiefel, die speichern nur Feuchtigkeit.
- Schlafsystem Haengematte mit Moskitonetz – niemals am Boden schlafen.
- Messer Feststehende Klinge, robust, keine Spielereien.
- Insektenschutz DEET-basierte Sprays oder imprägnierte Kleidung.
- Wasseraufbereitung Ohne Filter oder Tabletten bist du erledigt. Dschungelwasser ist pures Gift.
Marc: Was sind die groessten Fehler, die Menschen im Dschungel machen
CI Sergeant: Die Liste ist lang, aber hier sind die schlimmsten
- Zu viel Ausrüstung Anfänger schleppen Kilo um Kilo mit sich herum – alles wird nass und unbrauchbar.
- Zu wenig Wasser trinken Man schwitzt permanent, aber weil man nass ist, merkt man es nicht. Dehydrierung ist toedlich.
- Fehlende Hygiene Ungewaschene Fuesse Infektion. Offene Wunde Infektion. Nasse Klamotten Pilz.
- Psychische Unterschätzung Dschungel ist nicht nur körperlich brutal – er zerstört deinen Kopf. Wer mental schwach ist, verliert.
Marc: Lass uns abschliessend über den Kampf im Dschungel sprechen. Was ist anders als in anderen Gefechtsumgebungen
CI Sergeant: Dschungelkampf ist kein urbaner Kampf. Sichtlinien sind kurz, du kämpfst auf 5 bis 20 Meter.
- Feuergefechte dauern Sekunden, dann tauchen alle wieder ab.
- Lautlosigkeit ist Überleben. Wer sich bewegt wie ein Elefant, stirbt als Erster.
- Taktik ist anders Du setzt Hinterhalte und nutzt die Natur als Schutz.
Es gibt ein Sprichwort bei uns in der Legion
Der Dschungel ist der perfekte Mörder – wenn du lernst, mit ihm zu kämpfen.
Marc Baumann, Gründer Plan B Training
