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Plan B Training

Im taktischen Training ist es essenziell, Situationen nicht nur zu meistern, sondern auch systematisch einzuordnen und entsprechend zu handeln. Die Box-Methodik bietet ein strukturierendes Framework, um Verhaltensweisen und Strategien in zwei Hauptkategorien einzuteilen: Reaktive Box und Aktive Box. Diese Methodik ist universell einsetzbar – sei es für Schießen, Notfallmedizin, Selbstverteidigung oder Survival-Szenarien.


Die Reaktive Box: Immediate Action Drills

Die Reaktive Box wird aktiviert, wenn die AWARENESS (Bewusstsein für die Umgebung) versagt hat und eine unmittelbare Reaktion erforderlich ist. In solchen Momenten geht es darum, mit minimaler Vorbereitungszeit handlungsfähig zu bleiben und die Kontrolle zurückzugewinnen.

Schritte in der Reaktiven Box:

  1. Immediate Action Drills:
    • Reagiere unmittelbar auf die Bedrohung.
    • Handle BAD: Brutal, Aggressiv, Dynamisch.
    • Ziel: Angreifer neutralisieren oder die unmittelbare Gefahr abwenden.
  2. Sicherheitscheck nach der Aktion:
    • Prüfe, ob die Situation sicher ist.
    • Ist die Gefahr vollständig eliminiert?
  3. Waffensystem-Check:
    • Überprüfe deine Ausrüstung. Ist deine Waffe oder dein Werkzeug funktionsfähig?
    • Falls nötig, mache das Waffensystem wieder einsatzbereit.
  4. Body-Check:
    • Analysiere deine körperliche Verfassung. Gibt es Verletzungen oder Einschränkungen?
    • Beurteile deine Handlungsfähigkeit.
  5. Kommunikation:
    • Kontaktiere die Einsatzzentrale, Teammitglieder oder sende ein Notsignal.
    • Sichere die Koordination für den nächsten Schritt.
  6. Planung und Nachbereitung:
    • Entwickle einen Plan, wie es weitergeht.
    • Nur wenn die Situation sicher ist und alle Checks abgeschlossen sind, wird die Übung als beendet betrachtet.

Anwendungsbereiche der Reaktiven Box:

  • Schießen: Immediate Action Drills bei Waffenstörungen oder plötzlichen Angriffen.
  • Notfallmedizin: Reaktion auf schwere Verletzungen ohne Vorwarnung (z. B. Tourniquet bei massiver Blutung).
  • Selbstverteidigung: Abwehren eines Angriffs, der unerwartet erfolgt.
  • Survival: Sofortmaßnahmen in Notsituationen, z. B. bei einem Sturz in kaltes Wasser oder einer Tierattacke.

Die Aktive Box: Proaktives Handeln und Initiative

Die Aktive Box wird aktiviert, wenn du die Kontrolle über die Situation hast oder die Möglichkeit besitzt, diese zu erlangen. Hier geht es um AWARENESS (Bewusstsein), OODA-Loop und geplantes Vorgehen.

Schritte in der Aktiven Box:

  1. AWARENESS und Vorbereitung:
    • Beobachte und analysiere deine Umgebung (OODA: Observe, Orient, Decide, Act).
    • Verstehe verschiedene Awareness-Konzepte:
      • Personal Awareness: Eigene Stärken und Schwächen erkennen und berücksichtigen.
      • Situative Awareness: Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt, Gefahren und Lösungen sehen.
      • Third-Party Awareness: Personen in der Umgebung beobachten, Absichten erkennen oder erahnen.
      • Cultural Awareness: Kulturelle Besonderheiten kennen, z. B. religiöse oder geschäftliche Unterschiede (wie schweizerische vs. amerikanische Businesskultur).
  2. Initiative ergreifen:
    • Setze den ersten Schritt, um die Kontrolle zu übernehmen.
    • Bring BAD (Brutal, Aggressiv, Dynamisch) in die Umsetzung, um die Initiative zu behalten.
  3. ACT – Umsetzen des Plans:
    • Führe deine geplanten Aktionen entschlossen aus.
    • Verfolge dein Ziel klar und ohne Zögern.
  4. Nachbereitung:
    • Kehre nach der Aktion zur AWARENESS zurück.
    • Prüfe erneut die Situation: Ist die Gefahr vollständig eliminiert?
    • Waffensystem-Check, Body-Check und Kommunikation.
    • Plane weitere Schritte.

Anwendungsbereiche der Aktiven Box:

  • Schießen: Taktische Bewegungen und präzise Angriffe in kontrollierten Szenarien.
  • Notfallmedizin: Geplantes Vorgehen bei komplexen Verletzungen oder Rettungsaktionen.
  • Selbstverteidigung: Proaktive Kontrolle der Situation durch Angriff oder Überwältigung.
  • Survival: Planung und Umsetzung von Aktionen wie Bau eines Notunterstands oder Vorratsbeschaffung in unbekanntem Gelände.

Das Mindset: RED PEOPLE und Imagination

Unabhängig von der Box ist das Mindset entscheidend. Die Teilnehmer müssen lernen, die Sichtweise des Angreifers einzunehmen – RED PEOPLE bedeutet, die Denkweise des Gegners zu verstehen und vorauszusehen. Dies erfordert ständige Übungen und Szenarien, die aus der Perspektive des Angreifers entwickelt werden.

Imagination:
Die mentale Vorbereitung ist ein Schlüsselfaktor, um die Prinzipien der Aktiven und Reaktiven Box zu verinnerlichen. Trainiere gedanklich Szenarien, bevor du sie in die Praxis umsetzt. Dies stärkt die Handlungssicherheit und die Fähigkeit, flexibel zu reagieren.


Praktische Umsetzung der Box-Methodik

1. Schießtraining:

  • Reaktive Box: Immediate Action Drills bei Waffenstörungen oder plötzlichem Angriff.
  • Aktive Box: Geplante Bewegungen, wie das Vorrücken unter Deckung oder die Nutzung von Raumkontrolle.

2. Notfallmedizin:

  • Reaktive Box: Sofortige Maßnahmen bei akuten Verletzungen, z. B. Tourniquet bei Blutung.
  • Aktive Box: Geplante Rettungsaktionen, z. B. die Sicherung eines Patienten in gefährlicher Umgebung.

3. Selbstverteidigung:

  • Reaktive Box: Abwehren eines überraschenden Angriffs.
  • Aktive Box: Geplantes Überwältigen des Gegners durch Initiative und Dynamik.

4. Survival:

  • Reaktive Box: Sofortmaßnahmen in unvorhergesehenen Situationen, z. B. Wetterumschwung oder Verletzung.
  • Aktive Box: Planung von Vorräten, Navigation und taktisches Vorgehen in unbekanntem Gelände.

Leitfaden für Trainer

  1. Übungsaufbau:
    Entwickle Szenarien für beide Boxen und mache die Unterschiede im Ansatz deutlich.
  2. Reflexion:
    Nach jeder Übung werden alle Schritte reflektiert: War die Reaktion/Planung effektiv? Was kann verbessert werden?
  3. Integration:
    Verknüpfe Techniken mit dem Verständnis der Boxen. Schließen die Teilnehmer eine Übung ab, erfolgt immer die Nachbereitung: Waffensystem-Check, Body-Check, Kommunikation und Planung.
  4. Schlussstrich:
    Beende jedes Szenario bewusst mit der Ansage „Übung beendet“, um die mentale Trennung zu erleichtern und den Fokus neu auszurichten.

Fazit: Flexibilität und Kontrolle in jeder Situation

Die Box-Methodik ermöglicht es, taktisches Training strukturiert und universell umzusetzen. Egal, ob es um Schießen, Notfallmedizin, Selbstverteidigung oder Survival geht – das Verständnis der Reaktiven und Aktiven Box befähigt die Teilnehmer, flexibel und effektiv zu handeln. Das Ziel ist nicht nur, Techniken zu erlernen, sondern auch mentale Stärke und Entscheidungsfähigkeit zu entwickeln, um in jeder Situation die Kontrolle zu behalten.